Niedriginvestive Maßnahmen zum Sanieren der Gebäude bleiben
nach Ansicht vieler Experten auf den 20. Berliner
Energietagen als eines der wenigen Mittel übrig, um aktuell
wenigstens die Stagnation aufzuhalten. Doch welche Maßnahmen
können Architekten und Planer in ihren Energieberatungen
Bauherren vorschlagen? Wissenschaftler haben eine Reihe von
Möglichkeiten untersucht. Im Forum "Niedriginvestive
Maßnahmen – Chance für die Energiewende im Gebäudebestand"
setzte sich Prof. Dr. Kati Jagnow, Hochschule
Magdeburg/Stendal und Energieberaterin in Braunschweig, mit
den bekannten Sanierungsmöglichkeiten auseinander, die
weniger kosten, jedoch mit Blick auf Energieeinsparungen
wirtschaftlicher sind.
-
Armaturen zum
Wassersparen einsetzen
-
Rohre nachdämmen
-
Hydraulischen
Abgleich durchführen
-
Kellerdecken dämmen
-
Oberste
Geschossdecken dämmen
-
Niedrigtemperatur- durch Brennwertkessel ersetzen
-
Pumpen austauschen
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Wechseln kostet zunächst wenig. Aber es ist
ausschließlich die Sache der Nutzer. Bei 50 Euro
Investition als Beispiel und sieben Jahren
Lebensdauer entstehen Kosten je gesparte
Kilowattstunde von nur 0,01 Euro / kWh. Aus
energetischer Sicht halbiert sich der
Wasserverbrauch (bei der Annahme: 3 Personen,
Verbrauch von 600 kWh/(P.A) für Warmwasser und 60
Prozent Duschanteil). Aber nur dann, wenn der Nutzer
nicht noch mehr duscht, als sowieso schon… Der
Armaturenwechsel muss zudem mindestens an der
Hauptzapfstelle erfolgen. Gerade in der ersten Zeit
nach dem Einbau des schönen Duschkopfes, ergaben
Verbrauchsanalysen in Einfamilienhäusern,
verbrauchten Nutzer kaum weniger Wasser als zuvor.
Kosten je gesparter Kilowattstunde – äquivalenter
Energiepreis: 0,04 Euro / kWh. Doch es gibt eine
wichtige Voraussetzung: Es müssen Rohre gedämmt
worden sein, die sich in unbeheizten Räumen
befinden. Sonst kommt es höchstens zu geringfügigen
Einsparungen. Es gibt praktisch kein Fehlerpotenzial
(EnEV-Verpflichtung).
Der äquivalente Energiepreis liegt ebenfalls bei
0,04 Euro / kWh. Das Energiesparen funktioniert aber
nur in alten, schlecht gedämmten Gebäuden. Und: Die
Nutzer müssen bisher unbeabsichtigt Energie
verschwendet haben. Waren sie schon sparsam, können
Effekte ausbleiben. Oft unterläuft auch der Fehler,
zu vereinfachte Berechnungen für die
Ausgangssituation vor dem Abgleich vorzunehmen.
Viele Energieberater schätzen die konkrete
Ist-Situation vor Ort nicht real genug ein. Wer als
Bauherr Geld haben sollte, könnte daher besser
gleich die Fassade dämmen. Das passiert leider zu
wenig. Fachhandwerker raten nach Einschätzung von
Experten aktuell sogar vom hydraulischen Abgleich ab
– sie streuen Falschinformationen über die zu
erreichenden Effekte. Ist ihnen der Aufwand für den
Abgleich zu hoch? Am Einbau neuer Technik verdienen
sie jedenfalls besser. Einsparung: 5 kWh/(m²a) für
Einfamilienhäuser.
Der äquivalente Energiepreis beträgt auch hier 0,04
Euro / kWh. Voraussetzung ist erneut, dass die
angrenzenden Räume warm sein müssen, um
Energiespareffekte zu erzielen. Um keine bösen
Überraschungen zu erleben, müssen die Keller vor dem
Dämmen genau auf Feuchteschäden untersucht werden.
Dann ist die Dämmung nutzlos, ebenso bei vorhandenen
Wärmebrücken, die nicht vorher beseitigt werden.
Äquivalenter Energiepreis: 0,01 Euro / kWh.
Angrenzende Räume müssen warm und vorher schlecht
gedämmt gewesen sein. Diese Sanierungsvariante ist
absolut kostengünstig und bringt schnelle
Amortisation der Kosten.
Kati Jagnow legte hierzu Verbrauchsanalysen in
vergleichbaren Mehrfamilienhäusern vor – bei der
einen Hälfte waren bereits Brennwertkessel im
Einsatz, die anderen heizten noch mit
Niedrigtemperaturkesseln. Auffällig war die sehr
hohe Streubreite aller Verbrauchswerte. Das ließ
diese Schlussfolgerung zu: Die schlechteste
Effizienz eines erneuerten Brennwertkessels lag
unter der besten Effizienz eines noch im Einsatz
befindlichen Niedrigtemperaturkessels.
Schlussfolgerung: Eine zu gute Ausgangseffizienz
verhindert Energiespareffekte. Sogar
Verschlechterungen waren möglich. Die
Umrüstungskosten pro eingesparter Kilowattstunde
schwanken demzufolge stark – eine verallgemeinerte
Aussage lässt sich nicht treffen. Gerade dieses
Beispiel zeigt die Notwendigkeit, vor einer
Sanierung genau die konkrete Situation des Gebäudes,
der Räume und der Nutzer zu analysieren. Ehrlichkeit
gegenüber der Ist-Situation lautet das Stichwort.
Äquivalente Energiepreise differieren je nach
Ausgangssituation in einer Bandbreite zwischen 0,08
Euro / kWh und 0,20 Euro / kWh.
Äquivalenter Energiepreis: 0,10 Euro / kWh (im
Vergleich mit sonstigem Preis, hier: Strom). Aber
der Tausch spart viel. Üblich ist eine Leistung der
alten Pumpe von etwa 40 Watt. Die neuen
Hocheffizienzpumpen liegen bei 5 Watt. Ein Fazit,
das für alle Maßnahmen gilt: Monitoring ist
unerlässlich, um die Effektivität der
Energiesparmaßnahme zu bewerten. Lange
Betriebszeiten sind eine Voraussetzung für den
Erfolg. Laufzeitannahmen: 18 h/d und 365 d/a.
Bericht: Peter-Michael Fritsch, Berlin
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